Stimmen aus dem Krankenhaus

  • December 12, 2020 12:19

Stimmen aus dem Krankenhaus – Ein Beitrag einer Krankenpflegerin (möchte anonym bleiben, ist uns aber bekannt):

„Systemrelevante Berufe, die so verarscht werden, sollen endlich zeigen, wie systemrelevant sie tatsächlich sind, wenn sie NEIN sagen! Gemeinsam solidarisch und alle!“

Die Krankenanstaltenfinanzierung für das Jahr 2021 wurde um 130 Millionen Euro gekürzt. Und das mitten in einer Pandemie. Trotz Erwartungen von einer zweiten und eventuell dritten Welle von COVID19. Die derzeitige Lage in den Krankenhäusern ist durch die Zusatzbelastung durch COVID19 sehr angespannt, da das Pflegepersonal nicht nur für die Coronapatient*innen zuständig ist sondern einen Versorgungsplan für die gesamte Bevölkerung zu erledigen hat.

Personalmangel, nicht nur durch Ausfall von kranken Kolleg*innen, oder Müttern, die keinen Versorgungsplatz für ihre Kinder haben, weil das Thema Personalmangel im Pflege- und Versorgungsbereich kein Thema zu keiner Zeit für Politiker*innen war. Da hilft es auch nicht eine ausgerufene digitale Umfrage mittels Fragebogen an Pflegefachkräften von Rudi Anschober nach dem 1sten Lockdown auszusenden. Danach Sommerpause. Jetzt verkündigt Anschober, dass die Ausarbeitung der Fragebögen ergeben habe, dass nicht die Bezahlung für Verbesserungen im Pflegebereich stehe. Pensionierte Ärzt*innen und pensioniertes Pflegepersonal werden gerufen um sich wieder in den Dienst zu stellen wegen Corona.

Positiv – getestete Pfleger*innen dürfen unter gewissen Voraussetzungen weiterarbeiten. Überstunden und Überforderungen stehen jetzt durch Corona noch mehr im Vordergrund. Ein Großteil der Pflegepersonen sind Frauen, die dann auch noch Haushalt und Kinder zu versorgen haben. Im ersten Lockdown wurde dafür geklatscht, im zweiten Lockdown gibt es Ohrfeigen.

Am 16.11.20. erklärte Sebastian Kurz im Coronabürgerservice auf die Frage, ob er sich eine Sonderzahlung für das Pflegepersonal vorstellen können, in etwa so: „man überlege sich dies, aber Geld würde jetzt an allen Ecken und Enden gebraucht. Da sind die vielen Arbeitslosen, die Kurzarbeiter*innen, Eltern, die wegen Kinderbetreuung ausfallen. Dies alles müsse finanziert werden. Und es sind noch andere gefordert zb.: die Polizist*innen, die auch gerade viel leisten.“ Den Abschlußsatz unterstrich er mit „man müsse froh sein zu arbeiten, wenn es doch jetzt so viele gibt, die arbeiten wollen würden.“

Ich würde jetzt gern eine Schweigeminute ausrufen, aber ich bin zu entrüstet!

Systemrelevante Berufe, die so verarscht werden, sollen endlich zeigen, wie systemrelevant sie tatsächlich sind, wenn sie NEIN sagen! Gemeinsam solidarisch und alle! Nur dann werden wir sehen, was wir Wert sind.